Im Jahr 1944 erreicht die Vernichtung der europäischen Juden in Auschwitz einen neuen, entsetzlichen Höhepunkt: Ab Mitte Mai werden in den Gaskammern und Krematorien Birkenaus in wenigen Monaten mehr als 440 000 ungarische Juden
getötet und verbrannt.
Aber auch aus dem Westen Europas rollen noch Züge nach Auschwitz: Am 31. Juli 1944 wird von den Deutschen der letzte Deportationszug mit jüdischen Familien im belgischen Mechelen abgefertigt. In diesem Zug befinden sich auch der deutsch-jüdische Maler Felix Nussbaum und seine Ehefrau Felka Platek, die man beide am 20. Juni 1944 in ihrem Versteck in der Rue Archimede in Brüssel verhaftet und von dort ins Durchgangslager Mechelen transportiert hatte.
Wir erzählen hier - siebzig Jahre nach ihrer Ermordung in Auschwitz im
August 1944 - die Geschichte des Künstlerpaars Felka Platek und Felix
Nussbaum.
Felka Platek wurde 1899 im polnischen Warschau geboren, das damals unter
russischer Herrschaft stand. In den Jugendjahren Felka Plateks war
Warschau auch eine jüdische Stadt: 36% der Bevölkerung waren - so wie
die Familie Platek - jüdischer Herkunft.
In den zwanziger Jahren Jahren verließ Felka Platek ihre Heimatstadt: Es
zog sie in das quirlige und von ferne leuchtende Berlin, wo sie ihren
Lebenstraum zu verwirklichen hoffte. Sie wollte Malerin werden.
Beim Studium an der privaten Lewin-Funcke-Schule, wo Frauen und Männer
gemeinsam Malerei und Bildhauerei studieren konnten, lernte sie 1924 den
5 Jahre jüngeren Felix Nussbaum kennen, der aus einer gutbürgerlichen
und wohlhabenden deutsch-jüdischen Familie in Osnabrück stammte.
Felix Nussbaum war von Kindheit an durch seinen Vater in dem Wunsch,
Künstler zu werden , bestärkt worden. Er war von sich und seinen
Fähigkeiten überzeugt, auch er erhoffte in Berlin den künstlerischen
Durchbruch.
Beide wurden ein Paar. Felka Platek begleitete Felix Nussbaum, als
dieser 1933 mit einem der begehrten Künstlerstipendien für die Villa
Massimo in Rom ausgezeichnet wurde.
Danach ist ihr beider Leben von Verfolgung, Drangsal, Angst und
materieller Not gekennzeichnet, die zu zu zunehmender Verzweiflung
führt. Stationen ihres Exils führen sie über Paris und Ostende nach
Brüssel. Von dort werden sie mit einem der letzten
Deportationszüge über das Lager Mechelen nach Auschwitz deportiert, wo
sie im August 1944 - gleich nach ihrer Ankunft - ermordet werden.
Das weltbedeutende Werk Felix Nussbaums wird heute in seiner Heimatstadt
Osnabrück im Felix Nussbaum Haus präsentiert: Das Gebäude des Museums
wurde von dem Architekten Daniel Libeskind entworfen.
Das Wissen über das künstlerische Werk Felka Plateks steht noch am
Anfang. Zu sehr stand und steht sie - völlig zu Unrecht - im Schatten
ihres Mannes.
Auch Felka Plateks und ihrer künstlerischen Leistung wird in Osnabrück
gedacht, einige ihrer Werke sind ausgestellt.
In unserer Kunstaktion find-felka-find-felix erzählen wir von Dezember
2013 bis zum August 2014 in 40 Folgen die Geschichte von Felka Platek
und Felix Nußbaum : zur Erinnerung an das, was wir alle verloren haben.
Gleichzeitig zu den Geschichten von Felka und Felix entstehen im Hintergrund
Bilder der beiden Künstler, die wir am Ende der Aktion
als Großplakate in Warschau, Berlin und Brüssel an öffentlichen Gebäuden
präsentieren werden.